Deeplink Alternativen (zum T4): Pössl Vanster! auf Basis Citroën SpaceTourer
Seit 2019 gibt es den »Vanster!« (mit Ausrufezeichen) von Pössl. Der damalige Einführungspreis war wahrlich ein Kampfpreis: Ein Van mit Aufstelldach für unter 30'000 Euro? Wie war das möglich? Pössl begründete den günstigen Preis damit, dass sie entsprechend viele Fahrzeuge kaufen konnten, auf welcher Basis der Vanster gebaut wurde.
Dann kam Corona. Dann die Wirtschaftskrise. Aktuell (Juli 2023) findet man keinen einzigen 2019er Vanster bei den Plattformen für Gebrauchtwagen. Los geht es dann mit Modellen von 2020 und etwa 20'000 km auf der Uhr. Mit einem Küchenmodul und sinnvoller Ausstattung wie PDC und Heckkamera werden sie ab knapp unter 50'000 Euro angeboten. Anders als der Bitcoin haben die Vanster ihren Wert also dauerhaft gesteigert.
Der Vanster ist von der Konzeption her kein vollwertiges Wohnmobil sondern ein »Vielsitzer mit Aufstelldach«. Dank ab Werk eingebautem Klapptischchen und der Möglichkeit einen Kartuschenkocher zu platzieren erhält er trotzdem die WoMo-Zulassung ab Werk.
Damit wildert er im Bereich von einem VW Multivan mit optionalem Aufstelldach beziehungsweise California Beach. Die Miniküche ist im Prinzip das, was ich schon vor rund 20 Jahren in meinem VW T4 Multivan im Einsatz hatte – aber ohne Aufstelldach.
DeeplinkDie Basis für den »einfachen Camper«: Citroën SpaceTourer
Citroën bietet seinen Van unter zwei Namen an. Entweder man kauft einen Jumpy oder den SpaceTourer. Der Jumpy ist das, was beim VW Bus der Transporter ist: das Handwerkerfahrzeug. Hinten nicht verglast, keine Sitzplätze. Natürlich optional auch mit Sitzen zu haben. Das Basismodell vom Jumpy mit 75 kW Diesel kostet aktuell (Juli 2023) rund 30'000 Euro.
Der SpaceTourer kommt als sogenannte Großraumlimousine daher. Überall schöne Verkleidung, kein sichtbares Blech, Schienensystem für die Sitze ab der zweiten Sitzreihe und natürlich die separat klappbare Heckklappe (welche der Jumpy nicht hat). Das hat auch seinen Preis: Rund 40'000 Euro werden aktuell für den SpaceTourer mit 106 kW Diesel aufgerufen. Dieser kommt dann natürlich mit Annehmlichkeiten wie Tempomat, Kurvenlicht, PDC und Kamera am Heck, DAB Radio kompatibel mit Android und Apple CarPlay, ... Also das, was man heutzutage sogar schon in so manchem Kleinwagen erwartet.
Warum der große Preissprung binnen der letzten knapp vier Jahre? 25% höherer Neupreis ist nicht ungewöhnlich. So jedenfalls meine Beobachtung. Egal welches Nutzfahrzeug man sich anschaut: markenunabhängig haben die Preise zwischen 25 und 30% angezogen. Dazu kommen dann noch teilweise sehr lange Wartezeiten von ein bis zwei Jahren wenn man nicht »Basis von der Stange, Farbe egal« haben will.
Wer sich 2019 bis 2020 noch einen Vanster holen konnte, hatte wirklich Glück. Zumal beim SpaceTourer in der Basisausstattung auch noch ein paar Annehmlichkeiten im Deatil weggefallen sind.
Aber das soll nicht das Thema vom Beitrag auf dieser Seite sein. Vielmehr soll es um eine Praxisbetrachtung vom Vanster jenseits von Hochglanzprospekten und Aufnahmen mit digitalen Spiegelreflexkameras gehen.
Ganz in weiß, tief getönte Scheiben ab der B-Säule (5% Durchlässigkeit, die Scheiben selbst sind getönt, nicht foliert) und zwei Schiebetüren. Ach ja: es gibt auch noch ein Aufstelldach.
Wäre nicht der »Vanster!«-Schriftzug an beiden Seiten würde der Vanster auf den ersten Blick gar nicht als solcher zu erkennen sein.
Andere Farben? Die gab es damals auch zur Auswahl. Allerdings war weiß in der Regel sofort oder zumindest kurzfristig lieferbar. Die anderen Farben hatten längere Wartezeiten. Dank Fahrzeugfolierungen fährt der eine oder andere ehemals weiße Vanster inzwischen aber deutlich bunter herum. Zumindest findet man sie auch in bunt im Netz.
Der SpaceTourer beziehungsweise Jumpy ist aber auch unter anderen Markennamen unterwegs. Sowohl Peugeot (Expert/Traveller) als auch Toyota (ProAce/ProAce Verso) bieten den gemeinsam entwickelten Van an. An manchen Teilen wie der Gummiabdeckung kann man dies auch erkennen.
Seit Januar 2019 wird auch bei Opel das gleiche Fahrzeug angeboten (Vivaro C/Zafira Life) auf der gleichen Basis angeboten, Bei Fiat (Scudo/Ulysee) ebenso.
Fünf Marken, 10 Namen, ein Fahrzeug – badge engineering gone wild!
DeeplinkMerkmal am Heck: die separat klappbare Scheibe
Ein Merkmal bei dem sich die »Handwerkervarianten« von der »Großraumlimousine« unterscheiden ist die separat klappbare Heckscheibe. Bei den günstigeren Modellen für den gewerblichen Einsatz als puristisches Transportmittel fehlt sie und besteht entweder aus einer festen Verglasung oder aus purem Blech.
Beim SpaceTourer ist sie mit dabei und kann so auch als zusätzliche Lade- und Entlademöglichkeit dienen.
Aufgrund des im hier vorgestellten Vanster verbauten Küchenmoduls schließt die Öffnung der Heckscheibe fast bündig mit der für den Hund platzierten Decke ab.
Der Vanster ist als alleiniges Fahrzeug im Einsatz. Er ruht sich also nicht irgendwo in einer Halle oder unter einem Carport aus während ein PKW die alltäglichen Strecken abfahren darf. Der Vanster kann hier seine Alltagsqualitäten ausspielen, denn im Grunde ist er ja wie eingangs schon geschrieben kein Wohnmobil sondern eher das, was man früher mal als »Weekender« bezeichnet hat. Dem Englischen entlehnt ist der Vanster also eine »Reisetasche«.
Ein Alltagsfahrzeug, mit welchem man am Wochenende (oder auch mal länger) auch unterwegs sein kann ohne zwingend ein Hotel aufsuchen zu müssen.
DeeplinkUnterwegs mit Hund: Praxisrealismus statt Hochglanzromantik
Mit bis zu fünf Sitzplätzen (die zweite Sitzreihe besteht aus einem Einzelsitz und einer Doppelsitzbank) kann der Vanster mit montiertem Küchenmodul wie ein PKW genutzt werden. Die für einen Van üblichen Außenmaße stellen im Alltag eigentlich kein Problem dar. Bei Tiefgaragen muss man an die durch das Aufstelldach hinzugekommenen Zentimeter auf dem Dach denken. Bei 2,10 m Durchfahrtshöhe sollte man aber noch keine Probleme bekommen. Pössl gibt für den Vanster 1,99 m Höhe an. Bei 2,00 m Durchfahrtshöhe sollte man aufpassen, bei aufgelasteten Fahrzeugen sowieso.
Unterwegs mit Hund bietet der Vanster gegenüber einem normalen PKW beziehungsweise Kombi natürlich mehr Platz. Die umgelegte Lehne der Doppelsitzbank dient dem Vierbeiner als Treppe hinauf zum Séparée hinter Alugitterstäben.
Das Trixie »Friends on Tour« Universal-Heckgitter wird normalerweise bei Kombis ans Heck montiert. Abgespannt und dadurch gesichert kann es aber auch auf der Küchenbox einen etwas anders gearteten Zweck erfüllen.
Der Clou: die Doppelsitzbank vom SpaceTourer hat separat klappbare Rückenlehnen. Damit bietet die Sitzbank noch mal mehr Flexibiltät als eine durchgehende Dreiersitzbank wie sie gerne bei anderen Fahrzeugherstellern zu finden ist.
Eine große, schwere Hundebox bietet natürlich mehr Sicherheit für Mensch und Tier. Jedoch ist sie auch deutlich sperriger und nicht gerade das, was man flexibel nennen kann.
Bis jetzt ist mit dem Gitter auf allen Touren alles gut gegangen und sie lässt sich zudem schnell und einfach entfernen und bei Bedarf auch zusammenlegen.
Der multifunktionale, modulare Grundgedanken des Vanster bleibt so also auch erhalten. Mit einer fest verschraubten Hundebox im Heck wäre es zudem nicht mehr möglich das Küchenmodul zu verwenden. Küchenmodul oder Hundebox sollte aber nicht die Wahl sein müssen.
Zum Preis: das Trixie »Friends on Tour« Universal-Heckgitter findet man gebraucht für 120 bis 150 Euro. Neu sollte es nicht mehr als 200 Euro kosten. Auch wenn die UVP über 200 Euro liegt bekommt man es bei diversen Anbietern günstiger und häufig sogar versandkostenfrei.
DeeplinkKüchenbox und zweites Bett unten
Der Vanster wird normalerweise ohne Küchenbox ausgeliefert. Die kann man bei Pössl in deren Version mit dazubestellen oder man nimmt etwas von einem anderen Anbieter. Wer die Möglichkeiten und genügend handwerkliches Geschick hat, kann sich natürlich auch etwas selber bauen.
Im hier vorgestellten Vanster ist das Küchenmodul von VanEssa verbaut, welches mit einer der Schlafsysteme kombiniert wurde. Auf dem ersten Bild ist das Bett noch nicht aufgebaut, man sieht lediglich die Küchenbox auf welcher die beiden Teile des Schlafsystems »Surfer« liegen.
Der Vorteil der Variante »Surfer«: man kann zwischen Einzel- und Doppelbett wählen. Man bleibt dabei völlig flexibel und kann das Schlafsystem an die gewünschte Option beziehungsweise Situation anpassen. Der zweite Teil vom Bett bleibt einfach auf dem Küchenmodul liegen und stört niemanden.
VanEssa begibt sich auf den schmalen Grat zwischen Gewichtsoptimierung und Stabilität. Jahrelange Erfahrung zeugen dabei von den verwendeten Materialien und dem Leichtbau, welcher dennoch stabile Möbel und Betten ermöglicht.
Die klappbaren »Füße« beziehungsweise das verwendete Material (schichtverleimtes Holz) ist sehr dünn, aber trägt dennoch das Gewicht von erwachsenen Menschen. So lange es korrekt aufgebaut wurde, bricht nichts durch oder ab.
Das Centstück auf dem Bild oben soll verdeutlichen wie wenig Materialstärke vorhanden ist beziehungsweise sein muss.
Die Konstruktion ist simpel und daher nicht fehleranfällig. Klavierband als Scharnier auf der einen Seite, Aluprofil als Anschlag auf der anderen Seite. Fertig ist das klappbare »Bein«. Unter Belastung kann es nicht wegklappen sondern bleibt an seiner Position.
Wer Zweifel bezüglich der Stabilität hat: einfach mal beim schwedischen Einrichtungshaus vorbeischauen. Da gibt es genügend Betten die auch nicht wirklich mehr Materialstärke bieten und offensichtlich auch funktionieren.
Simpel und gut: der Flauschstreifen vom Klettverschluss dient auch als Auflage zum Gleiten wenn man die Betteile wieder auf das Küchenmodul schiebt.
Wofür die beiden Bohrungen im Aluprofil sind wird weiter unten aufgelöst.
VanEssa ist nicht billig. Aber sauber und durchdacht gefertigt. Dies merkt man nicht nur bei den Stellen wo man immer wieder hingreift sondern auch bei den kleinen Details. Die Beine stehen wirklich nur mit der Fläche auf, welche auch Kraft übertragen kann. Daher sind die Stellen vom Kunststofftritt an der Schiebetüre sowie die Kante vom Schienensystem ausgespart.
Voll aufgebaut ergibt sich eine Liegefläche von etwa 189x144 cm, für zwei erwachsene Personen in der Regel ausreichend. Wenn die Eltern oben und die Kinder unten schlafen, ist also für mindestens vier Personen Platz zum Schlafen vorhanden.
Die Anti-Rutsch-Matten sorgen dafür das die Matratzen nicht verrutschen. Während der Fahrt sind sie aktuell der Rutschstopp für die Hundedecke.
Beim Vanster lassen sich beide Sitze drehen. Die Drehkonsolen sind ein sehr nützliches Detail, denn so mutieren Fahrer- und Beifahrersitz zur während des Campingaufenthalts sinnvoll nutzbaren Sitze für den Innenbereich. Theoretisch mutiert dann das Bett auch zum Tisch. Entsprechende kleine Umbaumaßnahmen vorausgesetzt.
Hier wird dann auch der Unterschied vom »Van mit Schlafmöglichkeit« zu einem richtigen Wohnmobil deutlich. Ein richtiges Wohnmobil hat alles an seinem Platz und man muss nicht immer umbauen, zusammenstecken oder wegräumen. Das Bett ist das Bett und der Tisch ist der Tisch. Tatsächlich gibt es im Vanster keinen Tisch. Hier muss man also improvisieren beziehungsweise sich seine eigene Lösung ausdenken (oder dauzukaufen).
Beim Bettaufbau war zunächst die Platte auf der Beifahrerseite herausgezogen worden. Beim Rückbau darf sie nun als erste wieder auf den Küchenblock wandern. Was eventuell täuscht: nein, die Platte für das Bett liegt nicht auf dem umgelegten Sitz auf. Es ist noch Luft dazwischen. Das Bett ist tatsächlich nur an der Küchenbox eingehängt und wird nach unten mit der dünnen Platte abgestützt.
Jetzt kommt die Auflösung der Frage wofür die beiden Bohrungen in der Aluleiste sind. Die beiden Teile der Liegefläche sollen während der Fahrt nicht vor und zurück rutschen können. Daher sind sie in der Lösung von VanEssa so konstruiert, dass sie einrasten.
Die beiden Zapfen am Küchenblock haben eine Doppelfunktion. Braucht man das Bett nicht, rasten die Zapfen in die umgelegten Beine der Bettkonstruktion ein. Beim Aufbau vom Bett wird das Brett in die Zapfen eingehängt und kann nicht nach vorne wegrutschen.
Eine ganz einfache aber wirkungsvolle Befestigungslösung – welche gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlägt. Keine Gurtbänder, Zurrgurte oder gar Schrauben werden benötigt. Einfach auflegen, einrasten und fertig.
Auf dem nächsten Bild sieht man auch den Höhenunterschied durch das auf dem Küchenblock aufgelegte Teil vom Bett. An der Beifahrerseite ist die doppelte Materialstärke gut zu erkennen, auf der Fahrerseite ist es noch in der Bettfunktion montiert.
Die geteilte Variante vom Bett hat zudem noch den Vorteil das alle Einzelteile sehr kompakt und leicht sind. Alles kann alleine umgebaut und wieder verstaut werden. Auch ideal für Personen, welche nicht so schwer heben können oder wollen.
DeeplinkDie Küchenbox von VanEssa
Es führt eigentlich kein Weg mehr daran vorbei. Jeder, der sich mit Selbstausbau oder dem Umbau von einem Van zum campingtauglichen Gefährt beschäftigt, weiß was eine Küchenbox ist.
Egal ob höchstindividueller Selbstausbau oder vorgefertigtes Modul: der Aufbau ist inzwischen fast immer identisch: Schubladen (oder für Minimalisten Kisten) die man herausziehen kann, ein Kocher und eventuell eine Spüle. Dazu dann natürlich noch reichlich Stauraum für Küchenutensilien, Besteck und Teller.
Die Verarbeitung? Makellos. Die beschichteten Platten sind sauber zusammengebaut, die Oberfläche ist zweckmäßig und dennoch elegant. Die Materialstärke ist übrigens identisch mit der Bettkonstruktion. Durch die vier senkrechten Platten ist die Küchenbox sehr stabil und belastbar.
Die Fronten der Schubladen sind in Eiche grau gehalten. Das wirkt wertig, sieht nicht nach Krankenhaus aus und macht die Küchenbox auch irgendwie zu einem Hingucker.
Unten rechts bei jedem Original zu finden: VanEssa – Made in Germany.
Befestigt wird die Küchenbox an vier Aufnahmepunkten. Verwendet werden dabei die originalen Aufnahmepunkte im Fahrzeug, es muss nichts am Fahrzeug gebohrt oder abgebaut werden. Ein großes Plus wenn man das Fahrzeug nur geleast haben sollte oder keine zusätzlichen Halterungen haben will wenn man das Fahrzeug nach dem Urlaub ohne Küchenbox wieder ganz normal verwenden möchte.
Die Küchenbox ist durch die vier Befestigungen sicher mit dem Fahrzeug verbunden. Weder beim Bremsen noch beim Beschleunigen bewegt sich die Box im Fahrzeug. Für die Schubladen bieten sich Antirutschmatten und/oder Einsätze an. Rappelndes Geschirr lässt sich so vermeiden.
DeeplinkFrischwasser ohne Grauwassertank
Unterwegs mit Hund und auch mal dem Fahrrad in der Natur unterwegs, da ist es schon praktisch wenn man auch etwas Wasser mit an Bord hat.
Die verbaute Lösung bietet eine Spülmöglichkeit mit einem 13-Liter-Wassertank sowie eine 31-Liter-Kompressor-Kühlbox (zu dieser später mehr). Da der Platz begrenzt ist geht VanEssa hier den Weg keinen Grauwassertank zu integrieren. Ich halte das auch für nicht notwendig, hauptsache man kann das »Waschbecken« beziehungsweise das verwendete Wasser einfach in einen Kanister umfüllen und bei Bedarf leeren.
Doch zunächst ein paar Bilder wie bei VanEssa die Frischwasserversorgung gelöst ist.
Unter einer Klappe befindet sich der 13 Liter fassende Frischwasserkanister. Nimmt man die Klappe ab, bekommt man auch gleich die Anleitung zu sehen wie man den Kanister richtig einsetzt und der Schlauch zu verlegen ist.
Die Abeckung befindet sich unter der Matratze beziehungsweise unter der Liegefläche zur Beifahrerseite hin. Der gefüllte Kanister wird einfach von oben in die Halterung hinab gelassen. Dafür gibt es noch einen zweiten Verschluss, welcher unnötigen Wasseraustritt verhindert.
Wenn der Kanister an seinem Platz ist, kann der Verschluss abgeschraubt und mit der Kappe mit den Versorgungsleitungen ersetzt werden.
Die Frischwasserleitung ist mit einer kleinen Pumpe versehen. Steckt man im Heck in die Steckdose den Stecker ein, wird die Pumpe versorgt und man kann das Wasser fördern lassen. Links neben der Bordsteckdose befindet sich übrigens ein 230 Volt Anschluss, dieser ist aber nur dann aktiv wenn Landstrom genutzt wird.
Wieso man den Schlauch richtig verlegen muss wird beim Blick von hinten deutlich. Die oberste Schublade ist keine Schublade sondern versteckt das Waschbecken mit dem kleinen, klappbaren Wasserhahn. Zieht man die Schublade heraus, muss natürlich der Schlauch ohne abzuknicken herausgezogen werden können. Beim Hineinschieben der Schublade soll es natürlich ebenfalls den Schlauch nicht knicken.
Das »runde Ding« auf dem Bild ist Küchenzubehör. Man hat auf dem Bild den Blick frei in die zweite Schublade von oben. Es gibt kein »Zwischenbrett« zwischen den Schubladen, der Platz wird maximal genutzt.
Das Waschbecken ist genau genommen kein Becken sondern eine Kunststoffwanne, welche in den Rahmen eingesetzt werden kann. Die Wanne hat einen kleinen Ausgießer, mit welchem das Grauwasser beispielsweise in einen Kanister mit großer Öffnung umgefüllt werden kann. Weil das Waschbecken komplett herausgenommen werden kann, kann es auch anderweitig eingesetzt werden.
Anders als bei fest verbauten Lösungen ist auch die Reinigung daheim einfach und problemlos möglich.
Spülmittel und Schwamm finden einfach wieder im Becken ihren Platz wenn man mit dem Abwasch fertig ist.
Nicht fotografiert da leider vergessen: der Gaskartuschenkocher befindet sich in der untersten Schublade unter dem Waschbecken. Er kann zum Kochen herausgenommen oder in der Schublade platziert verwendet werden.
DeeplinkKühlen mit Kompressorkühlbox
Es gibt Küchenblöcke, bei denen wird das PortaPotti mittig zwischen Waschbecken, Kocher und Lebensmitteln platziert. Für mich ist das etwas befremdlich. Viel sinnvoller kann der Platz für eine Kühlbox verwendet werden.
Platz findet in diesem Fall eine Kompressor-Kühlbox Indel B TB31. Die Toploader Kühlbox ist weitverbreitet, etwas erschrocken habe ich mich über die aktuellen (Juli 2023) aufgerufenen Preise. Von 550 Euro bis 750 Euro war alles dabei. Vermutlich gilt auch hier wie bei fast allem anderen das die Inflation in Kombination mit Lieferschwierigkeiten die Preise nach oben treiben.
Die Kühlbox arbeitet sehr leise und passt perfekt in die Schublade. Eine von VanEssa zusätzlich als Griff angebrachte Verlängerung erleichtert das Öffnen und Schließen.
Die Bedienelemente sind gut zu erreichen und ebenso gut ist das Display abzulesen.
In einigen Rezensionen ist von einem »zerklüfteten und unpraktischen« Innenleben die Rede. Ich sehe ein cleveres Ablagefach und ein großes Fach für Getränke oder größere Boxen beziehungsweise für Grillgut. Die Kritik kann ich also nicht ganz nachvollziehen. Natürlich kann nicht das ganze Außenmaß der Kühlbox genutzt werden. Sie braucht ja auch Platz für Kühlelement, Technik und Isolierung.
Der Auszug auf welchem die Kühlbox ruht ist belastbar und arretiert sich mit einer Art Liner-Lock. Selbst wenn man abschüssig stehen sollte, bleibt die Schublade offen und man klemmt sich nicht die Finger ein wenn der Deckel der Kühlbox zuklappt. Wie schon mal erwähnt: kleine Details, welche in der Praxis dann viel ausmachen können.
An dieser Stelle sei erwähnt, dass sich in der D-Säule der Fahrerseite beim Vanster ein Gitter befindet. Die Elektronik und die Sicherungen für die Stromversorgung befinden sich dahinter. Damit es zu keinem Hitzestau kommt, ist das Gitter (mutmaßlich Edelstahl) dort platziert worden.
Hätte man das auch etwas dezenter lösen können? Vielleicht. Aber daher noch mal der Hinweis auf den Preis vom Vanster: Pössl hat es geschafft den Vanster mit Hubdach und einigen Extras wie eben auch den Anschlüssen für Landstrom und die 12 Volt Steckdose für weniger als den Listenpreis vom Basismodell ohne Hochdach anzubieten. Irgendwo müssen dann eben zweckmäßige aber auch günstige Lösungen gefunden werden.
Oder mit anderen Worten: wenn man wegen dem Gitter meckert, dann ist es Meckern auf hohem Niveau.
DeeplinkDruckknöpfe mit Griffunktion
Zur makellosen Verarbeitung waren schon ein paar Anmerkungen zu lesen. Nicht jeder kennt die sogenannten »Push-Locks«. Ein solches Schloss kostet etwa 10 bis 15 Euro, je nach Ausführung.
Die Funktion ist sehr einfach: man drückt auf den Knopf und entriegelt damit die Schublade. Gleichzeitig wird der federgelagerte Knopf entriegelt und agiert als Griff.
Die Knöpfe halten die Schubladen an ihrem Platz, die mittlere Schublade für die Kühlbox hat sicherheitshalber von VanEssa zwei dieser Push-Locks erhalten.
Die Knöpfe liegen gut in der Hand beziehungsweise man kann sie gut greifen und die Schublade dann öffnen und auch wieder schließen. Drückt man dann wieder auf dem Knopf, arretiert dieser sich selbst und das Schloss die Schublade im Küchenblock.
Von den einzelnen Schubladen Bilder zu machen habe ich mir gespart. Jeder hat wohl schon mal in seinem Leben eine Schublade gesehen? Außerdem war das Fahrzeug reisefertig, also waren auch alle Schubladen entsprechend befüllt.
DeeplinkPacktaschen von VanEssa (Platz an den hinteren Scheiben nutzen)
Auf einigen Bildern konnte man die beiden Packtaschen von VanEssa bereits sehen. Sie werden einfach an den hinteren Scheiben zwischen C- und D-Säule befestigt und nutzen dort den zur Verfügung stehenden Raum optimal aus.
Mit 145 Euro pro Stück (Juli 2023) sind sie nicht gerade ein Schnäppchen, dafür bekommt man sie mit Halterung und einer Isoliermatte, welche die Scheibe verdunkelt.
Produziert werden die Taschen von VAUDE mit Firmensitz in Tettnang im schönen Allgäu. Hochwertige Verarbeitung, robustes Material. Farblich passen sie auch zu dem was im Vanster beziehungsweise im SpaceTourer verbaut ist.
Die Tasche hat an der Rückseite eine Verstärkung, welche in die Leiste am Fenster eingeführt wird. Die Tasche liegt unten anschließend auf und kann nicht mehr herausfallen. Die Funktion vom Gurt für die dritte Sitzreihe ist nicht beeinträchtigt. Dieser wird aber bei verbauter Küchenbox sowieso nicht benötigt.
DeeplinkDas Aufstelldach
Pössl spendierte dem Vanster ein Aufstelldach. Da sich ein Bett mit dünner Matratze darunter verbirgt wird gelegentlich auch von einem Schlafdach gesprochen.
Dank Gasdruckfedern lässt sich das Dach auch alleine öffnen und schließen. Nachdem die Verriegelungen über Fahrer- und Beifahrersitz gelöst sind, benötigt das Dach lediglich einen kleinen Schubbs, schon öffnet es sich von alleine. Natürlich sollte man es nicht unkontrolliert nach oben schnappen lassen sondern dabei als Gegengewicht zu den Gasdruckdämpfern dienen. Zwei Riemen mit Schlaufen erlauben das sanfte Öffnen zu kontrollieren.
Das dritte und letzte Bild in der Serie zeigt das vollständig geöffnete Aufstelldach. Wer den Vanster ohne Küchenblock mit Bettfunktion nutzt, hat oben Platz für zwei erwachsene Personen. Durch die Öffnung oberhalb vom Fahrer- und Beifahrersitz gelangt man ins Bett, die Rückenlehne der Sitze dient dabei als Trittstufe.
Drei Fenster befinden sich im Stoff: zwei sind seitlich und eins nach vorne ausgerichtet. Alle drei Fenster sind mit Fliegengittern versehen, welche unliebsamen Besuch von Insekten minimieren.
Leider kann keins der Fenster im Aufstelldach vollständig geöffnet werden. Das Fliegengitter bleibt stets davor. Ein vollständig aufklappbares, offenes »Panoramafenster« ohne Fliegengitter sucht man also vergebens. Die Panoramafunktion ist dennoch gegeben. Öffnet man an den drei Fenstern die Reißverschlüsse und rollt den opaken Stoff zusammen, so erhält man eine lediglich mit dem feinmaschigen Fliegengitter marginal versperrten Panoramablick.
Ist es wirklich wichtig ob man das Fligengitter auch entfernen kann? Die Meinungen gehen auseinander. Die einen stört es nicht, die anderen bemängeln, dass sich verirrte Insekten nicht so einfach dazu überreden lassen den Schlafbereich zu verlassen. Über die geöffneten beiden Schiebetüren oder die offene Heckklappe finden sie jedenfalls zuverlässig ins Fahrzeug hinein und bleiben in der Regel dann erst einmal dort.
Zur Durchlüftung der dünnen Matratze setzt Pössl nicht auf eine Mesh-Matte sondern auf einen klassischen Lattenrost. Das erstaunt ein wenig, denn der Lattenrost ist aufwändiger zu montieren als eine Mesh-Matte. Vom Preis her werden sie sich vermutlich nicht viel nehmen. Wichtig ist jedenfalls, dass die Matratze unterlüftet ist und durch die federnden Latten auch noch etwas Komfort gewonnen wird.
Wie bei eigentlich allen Aufstelldächern ist nur wenig Platz im Obergeschoss. Einen Schlafsack mag man da vielleicht noch ablegen können, Kopfkissen und warme Bettdecke finden aber keinen Platz mehr wenn das Dach geschlossen wird.
Dies gilt es zu berücksichtigen wenn man mit mehreren Personen unterwegs ist und die Betten oben wie unten möglichst komfortabel nutzen will: wohin später mit Bettdecke und Kopfkissen? Alles will irgendwo verstaut sein.
Die »aufgenähten Streifen« Sind kein Dekoelement. Sie sind aus einem elastischen Material und ziehen sich beim Schließen vom Dach zusammen. Dabei ziehen sie den Stoff nach innen, welcher dann nicht von der GFK-Schale seitlich eingeklemmt werden kann. Zumindest dann nicht, wenn man beim Schließen vom Dach die Schiebetüren offen hat. Ansonsten kann die Luft nicht entweichen und der Stoff kann nach außen gedrückt werden.
Mit etwas Übung hat man hier schnell den Bogen raus und kann das Dach sicher und ohne den Stoff einzuklemmen schließen. Wenn man zu zweit ist, ist es natürlich einfacher: die zweite Person kann außen kontrollieren ob sich alles richtig zusammenlegt.
Die Liegefläche ist nicht fest mit dem Fahrzeug verbunden sondern kann mittels Gasdruckfedern nach oben aufgestellt werden. In diesem Zustand hat man Stehhöhe im Vanster und kann sich dort auch tagsüber aufhalten wenn es beispielsweise mal regnen sollte.
Auch hier gilt natürlich: Kopfkissen und Decke müssen erst anderweitig verstaut werden bevor man die Liegefläche nach oben drücken kann. Sonst könnte es eng werden. Nicht ganz so eng wie beim Zuklappen vom Dach, aber trotzdem ist der Platz limitiert.
Das elastische Netz an der Unterseite der Liegefläche ist auch im aufgeklappten Zustand weiter gut erreichbar. Wenn man dort ein paar Dinge verstaut hat, muss man nicht zuerst die Liegefläche herunterklappen um wieder rankommen zu können.
Ein weiteres kleines aber sehr nützliches Detail: die Leselampe mit zusätzlichem USB-Anschluss. So kann man oben liegend noch ein Buch lesen, seine Reisenotizen notieren oder auch noch ein wenig sein Smartphone oder Tablet nachladen. Lampe und USB-Anschluss werden von der Zweitbatterie gespeist.
DeeplinkVerriegelung vom Aufstelldach
Wer noch kein Hochdach hatte fragt sich vielleicht wie es während der Fahrt gesichert ist. Nicht das sich bei flotter Autobahnfahrt das hinten angeschlagene Dach selbständig aufstellt und vom Fahrtwind abgerissen wird.
In der Variante die beim Vanster montiert ist, erledigen zwei Butterfly-Verschlüsse den Job. Zusätzlich sichern auch noch zwei Riemen mit wie beim Sicherheitsgurt einrastenden Schlössern zusätzlich das Dach.
Mit vier Verriegelungen (zwei pro Seite) sollte das Dach vor einem ungewollten Öffnen somit bestens gesichert sein.
Der Butterfly-Verschluss ist auf den Bildern bereits verriegelt. Lediglich der Riemen mit dem Gurtschloss ist noch geöffnet. Auf der Detailaufnahme oben am Bildrand: ein kleiner Magnet. An diesem wird der Butterfly-Verschluss nach dem Öffnen befestigt. So kann er beim Schließen nicht versehentlich eingeklemmt werden.
Auf dem Bild oben noch offen, auf dem nächsten Bild geschlossen: das Gutschloss vom Riemen.
Damit das Schloss nicht versehentlich durch Druck entriegelt wird, wird ein Schutz aus Kunststoff darüber geschoben.
Es ist ohnehin recht unwahrscheinlich das dies passiert, so ist es als mögliche Fehlerquelle aber komplett eliminiert. So wie der kleine Magnet für den Butterfly-Verschluss ein simples Detail, was in der Praxis eine große Wirkung hat.
Wenn alles verriegelt ist, kann die abgesteppte Verkleidung wieder montiert werden. Die Griffe und die Verriegelung vom Hochdach sind dann nicht mehr zu sehen. Befestigt wird die Abdeckung mittels vier Druckknöpfen, welche die abgesteppte Verkleidung an ihrem Platz halten.
Wenn die gesteppte Abdeckung wieder an ihrem Platz ist, fällt der Einstieg zum Schlafbereich gar nicht weiter auf. Während der Fahrt ist das Aufstelldach auch nicht laut. Ob und wie sehr die Abdeckung zur Geräuschminderung beiträgt? In jedem Fall ist es eine unauffällige und praktische Lösung.
Wer den Vanster als solchen beziehungsweise die Aufstelldachfunktion nicht kennt, der wird erst einmal im Innenraum nichts großartig bemerken.
DeeplinkNoch zwei Details aus dem Innenraum
Zwei kleine Details fallen aber jedem Auf der mit dem SpaceTourer nicht so bewandert ist. Eine davon ist der zusätzliche kleine Rückspiegel. Damit lässt sich – sofern vorhanden – der Nachwuchs beobachten ohne das man den Innenspiegel extra verdrehen muss.
Beim Vanster standardmäßig mit dabei: die Rückfahrkamera. Es ist keine echte 360°-Kamera sondern »schaut« nur nach hinten. Die 360°-Anzeige wird dann aus dem Bild zusammengebaut und ist im Alltag tatsächlich sehr präzise wenn man rückwärts einparkt. Natürlich darf sich nichts bewegen, denn was die Kamera rechts und links nicht mehr sieht kann der Computer für das Display natürlich auch nicht mehr aktualisieren.
Wenn hinten der Hund sitzt oder die Sicht innen anderweitig versperrt ist: die Rückfahrkamera ist wirklich ein nützliches Feature!
DeeplinkEin kleines Fazit zum Vanster!
Der Vanster von Pössl macht genau was er soll: er ist ein flexibles Fahrzeug mit Aufstelldach zum Schlafen und bietet Optionen zur individuellen Ausstattung. Nach eigenem Gusto können fertige Module in unterschiedlichen Varianten gekauft werden. Wer lieber selbst ausbaut und seine eigenen Speziallösungen verbauen will, der kann ebenso glücklich mit dem Vanster werden.
Der Vanster ist kein Wohnmobil. Er ist eher ein Wochenendmobil. Je nachdem wie hoch man seine Ansprüche setzt, kann man aber auch mehrere Tage oder gar Wochen damit unterwegs sein. Das man immer wieder etwas umbauen muss liegt in der Natur des Konzepts. Er ist sowohl Großraumlimousine mit vielen Sitzplätzen als auch ein für »leichtes Camping« geeignete Basis.
Positiv bleiben im Gedächtnis die gute Ausstattung, sinnvolle Details wie die getönte Verglasung ab der B-Säule in Kombination mit der Rückfahrkamera und natürlich die beidseitigen Schiebetüren, welche ihn bei der Nutzung noch praktischer machen. Klima? Hat er. Radio? Hat er auch. Regensensor, Lichtsensor, automatisch abtönender Innenspiegel? Hat er, hat er, hat er – und noch andere Sachen.
Negativ ist eigentlich nur der Preis beziehungsweise dessen Entwicklung. Der Einführungspreis von 2019 mit seinen rund 30'000 Euro konnte nicht gehalten werden. Egal ob Citroën SpaceTourer oder Peugeot Traveller mit 107 kW Diesel als Grundfahrzeug, der aufgerufene Preis für die Basis lautet 40'999,00 € (Juli 2023). Damit ist es dann aber noch nicht getan.
Bei einer Masse im fahrbereiter Zustand von 1'980 kg bleiben 780 kg für Gepäck und Ausstattung. Ab Werk hat er die zweite Sitzreihe verbaut und bietet so 5 Sitzplätze. Mit der Küchenbox mit Schlaffunktion von Pössl liegt er am Ende bei knapp 44'300 Euro. Damit man mehr zuladen kann sollte er noch aufgelastet werden (noch mal etwa 550 Euro), dann sind aber auch 8 eingetragene Sitzplätze möglich. Mit der Küchenbox von VanEssa mit Kühlbox und der »Surfer«-Betterweiterung wird es noch ein wenig teurer.
Am Ende liegt man bei etwa 50'000 Euro – was erst mal nach viel Geld klingt (und auch ist). Schaut man sich dann aber bei den Mitbewerbern mit Stern oder zwei Buchstaben im Logo um, muss man für etwas Vergleichbares deutlich mehr hinlegen.
Der Vanster von Pössl bleibt also eine günstige Alternative wenn man den Preis der Mitbewerber im Hinterkopf behält.