DeeplinkAuswahlberatung VW T4: Der Lade-/Liegeboden des Caravelle
Für etwa 1200 DM (also etwa 600 Euro) erhielt man bei den ersten Baujahren des T4 Caravelle optional die Kombination einer wickelbaren 3er-Sitzbank mit dem sogenannten Lade-/Liegeboden.Wann genau diese Option nicht mehr bestellt werden konnte, konnte mir bisher leider noch niemand anhand von Preislisten genauer sagen. Fest zu stehen scheint nur, dass dieses Paket nach den ersten Jahren der Produktion (also bis etwa 1994) irgendwann aus den Optionen des Caravelle verschwunden sein muss.
Der LLB, der »Lade-/Liegeboden« im Caravelle
Bildautor: [rac]
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Die hinteren beiden Sitzreihen sind nach vorne geklappt, durch die an der durchgehenden Sitzbank befestigte Konstruktion entsteht der Liegeboden – oder eben Ladeboden.
In Verbindung der ebenfalls nur bei den ersten Baujahren nach vorne umklappbaren Doppelsitzbank an der Beifahrerseite ergeben sich für die Besitzer von neueren T4 ungeahnte Platz- beziehungsweise Lademöglichkeiten. Der Besuch beim Baumarkt oder Möbelhaus wird trotz vorhandener Sitze nicht zum Beladungsdesaster.
Die beiden Gummihalter, welche am letzten Segment des Ladebodens (der »Hutablage«) zu erkennen sind, sind bei VW erhältlich: »Spannband« 7D0 843 144. Kostenpunkt: Etwa 4 Euro. Sie sind eigentlich zur Befestigung der dünneren, neueren »Hutablage« des Caravelle vorgesehen, dort dann nur auf einer Seite. Aufgrund des höheren Gewichts sind jedoch zwei Stück für das letzte Segment des LLB notwendig.
Vielseitige Beladungsmöglichkeiten
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Vier Sitze trotz großer Ladefläche
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Die zweite Sitzreihe besteht aus einer Doppelsitzbank und einem Einzelsitz. Die Rückseiten der Sitze sind tischähnlich gestaltet, daher die Mulden für eventuell vorhandene Getränkedosen.
Bei der Verwendung des Ladebodens kann der Caravelle trotz großer Durchlademöglichkeit weiterhin für die Beförderung von vier Personen genutzt werden. Als »Hutablage« wird in diesem Text sowie bei den Bildunterschriften das letzte, dritte Segment des Lade-/Liegebodens bezeichnet.
Den Einzelsitz an der Schiebetür kann man nur nutzen, wenn es der »klapp-klapp«-Sitz ist. Das neuere Modell passt nicht zum LLB, denn man musste aus dem LLB ein größeres Stück heraus sägen.
Aus diesem Grund habe ich den »klapp«-Sitz gegen den »klapp-klapp«-Sitz getauscht. Zudem hätte man keine ebene Fläche und die Armlehne außen an der 2er-Sitzbank passt nur mit diesem zusammen. Jedoch hätte der »klapp«-Sitz wiederum einen deutlich besseren Sitzkomfort gehabt.
Dieses kleine Lücke durch den angeschrägten LLB stört im Übrigen nicht sonderlich. Selbst bei der Verwendung einer relativ dünnen Matratze mit 8 cm Stärke hat sich der Besitzer des abgebildeten Busses nicht weiter daran gestört.
Nach dem nachträglichen Einbau des »klapp-klapp«-Sitzes wurde festgestellt, dass auch dieser die Kante zur Auflage des LLB hat. Daher könnte man eigentlich daraus schließen, dass es den LLB vielleicht auch ohne diese Schräge zur Schiebetüre hin geben haben müsste. Bei Recherche im Ersatzteillager von VW über den ETKA wurde jedoch immer nur die abgeschrägte Variante (also wie hier auf den Bildern zu sehen) gefunden.
Mit umgeklappter »Hutablage«
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Die Kopfstützen bleiben einfach montiert
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Ein weiterer Vorteil: Während man beim Multivan für die Bettfunktion alle Kopfstützen entfernen muss (und anschließend unter Umständen nicht weiß wo man sie hinpacken soll), bleiben sie bei der Verwendung des Lade-/Liegebodens einfach an Ort und Stelle. Die Kopfstützen sind übrigens fester Bestandteil der Konstruktion des LBB. Sie müssen komplett ausgefahren sein, damit der LLB plan ist. Die Rückenlehne der dritten Sitzbank wird einfach nach vorne geklappt, fertig.
Zurückgeklapptes vorderstes Element
Bildautor: [rac]
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Auf die Sitzbank geklappte »Hutablage«
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Wie eingangs im Text erwähnt handelt es sich bei der dritten Sitzbank nicht um eine normale, starre Sitzbank, sondern um eine Sitzbank mit »Wickelfunktionalität«. Daher befinden sich an der anders aufgebauten Konsole auch Gasdruckfedern, welche bei der normalen Sitzbank wie sie beispielsweise tausendfach im Transporter zu finden ist, nicht vorhanden sind.
Wie man auf den folgenden beiden Bildern sehen kann, kann die gesamte Sitzfläche der Sitzbank nach vorne aufgestellt werden.
Sitzbank in »gewickeltem« Zustand
Bildautor: [rac]
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Konstruktion der Konsole der Sitzbank
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Die Halterungen der Lehne werden dabei knapp an den Lautsprechergittern vorbeigeführt. Im Gegensatz zum Multivan, bei denen die Aschenbecher beim nach vorne Klappen der Lehnen durch die Gasdruckfedern zerkratzt werden können, tritt beim Caravelle mit Lade-/Liegeboden kein »Verschleiß« am Interieur auf.
Der Clou: Wie man auf den Bildern etwas weiter unten sehen kann wird nicht nur die Sitzbank samt Lade-/Liegeboden gewickelt, sondern auch die von allen Caravelle bekannte »Hutablage«. Im Falle des Lade-/Liegebodens ist diese Ablage jedoch anders. Sie ist im Gegensatz zur sicherlich bekannteren Variante aus dem normalen Caravelle deutlich stabiler und kann problemlos zwei darauf sitzende Personen tragen.
An den Lautsprecherabdeckungen...
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...vorbeigleitende Befestigung der »Hutablage«
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Wie weit sich die Sitzbank samt umgelegter Rückenlehne und Hutablage »wickeln« lässt, ist auf dem linken der folgenden beiden Bildern zu erkennen. Natürlich muss die Sitzbank nicht gewickelt werden. Man kann sie auch bei umgelegter Sitzbank einfach flach liegen lassen. Der asymetrisch gestaltete vorderste Teil des Lade-/Liegebodens ist auf dem rechten Bild einfach auf die Rückseite der Sitzbank in der dritten Reihe geklappt.
Die »gewickelte« dritte Sitzreihe
Bildautor: [rac]
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Sitzbank mit umgeklappter Rückenlehne
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Gurtschlösser und Beckengurt werden nicht zwischen Rückenlehne und Sitzpolster eingeklemmt, sondern haben genügend »Luft« um dort beim Umklappen oder Einwickeln keinen Schaden oder Druckstellen zu verursachen.
Auch an dieser Stelle wieder ein Vergleich mit dem Multivan: Wer bequem liegen möchte, sollte die Gurtschlösser nach unten zwischen den Polstern hindurchschieben. Beim Lade-/Liegeboden des Caravelle ist also auch hier eine marginal bessere Konstruktion vorhanden.
Sitzbank mit umgeklappter Rückenlehne
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Für die Gurte ist genügend Platz
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Sehr gut auf dem Bild zu erkennen: Die Aussparungen für die Gurtführung links und rechts. Selbst bei umgelegter Lehne der Sitzbank in der dritten Reihe sind die Gurte für die zweite Reihe in ihrer Funktion nicht eingeschränkt.
Der Boden kann aufgestellt werden um ein herunterfallen oder -rutschen von Ladung hinter den Sitzen in der zweiten Reihe zu minimieren. Selbst hinter dem Einzelsitz ist ein gewisser Schutz vorhanden.
Wird die dritte Sitzbank regulär zum Personentransport genutzt, wird der Boden einfach zusammengefaltet und verschwindet hinter der aufgestellten Rückenlehne der dritten Sitzreihe und ist eigentlich nur noch dann zu erkennen, wenn man weiß nach was man Ausschau halten muss.
Schutz vor eventuell rutschender Ladung
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Aufgeräumter Lade-/Liegeboden
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Die Konstruktion von VW im Detail: Ein sogenanntes Klavierband (offizielle Bezeichung für die Form des Scharniers) hält die beiden Teile des Lade-/Liegebodens zusammen. Das Holzbrett ist mit Kunstleder und einem Teppich bezogen.
Klavierbandscharnier des Lade-/Liegebodens
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Lade-/Liegeboden unterhalb der »Hutablage«
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Zum Beladen mit höheren Gegenständen lässt sich die »Hutablage« des Caravelle einfach nach oben klappen. Diese Funktion ist bei den späteren Caravelle und auch bei Modellen der gleichen Zeit ohne den Lade-/Liegeboden natürlich auch noch gegeben.
Hochgeklappte »Hutablage«
Bildautor: [rac]
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Hochgeklappte »Hutablage«
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Kleine Anmerkung an dieser Stelle: Die Laderaumbeleuchtung rechts ist nicht original, sie wurde nachträglich eingebaut. Auf der linken Seite war die Beleuchtung ab Werk vorhanden. Das Augenmerk sollte bei den beiden folgenden Bildern ohnehin mehr auf der Konstruktion der Halterung der »Hutablage« liegen. Sie ist stabil genug um als Liegefläche belastet werden zu können.
Im Multivan ist dies mittels einer Multiplexplatte (bei späteren Modellen einer Platte aus MDF) sowie einem soliden Gestänge aus Metall realisiert.
Befestigung der »Hutablage« links
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Befestigung der »Hutablage« rechts
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Man liegt höher als im Multivan. Insbesondere dann, wenn man auf den zwar glatten und ebenen aber eben harten Boden eine Matratze legt. Dies ist eigentlich einer der wenigen (vermeindlichen) Nachteile des Lade-/Liegebodens im Caravelle gegenüber dem Multivan: Der Multivan hat seine Matratze immer mit dabei.
Jedoch kann auch argumentiert werden, dass viele mit der relativ harten Polsterung im Multivan auch nicht glücklich wurden (und werden). Daher haben auch Multivanbesitzer unter Umständen noch eine weitere Matratze mit im Gepäck. Somit wären Caravelle und Multivan wieder gleichauf was es das bequeme Liegen anbelangt.
Ebene Fläche zusammen mit der »Hutablage«
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Schloss an der Rückenlehne (umgeklappter Zustand)
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Übergang LLB zu Doppelsitzbank in zweiter Reihe
Bildautor: [rac]
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Eine wahrlich saubere und durchdachte Lösung. Wieso sie von VW aus dem Programm genommen wurde? Eventuell weil das Gesamtpaket zu teuer war.
Ein wenig Hintergrundwissen: Ein Caravelle kostete neu etwa 28.000 bis 30.000 Euro (bereits vom damaligen Preis in DM umgerechnet).
Wer sich den Caravelle primär zum Personentransport angeschafft hat, vielleicht weil er ein wenig mehr Interieur als der nackte Pressspanlook vom Transporter haben wollte, hatte in diesem Fall wohl keine zusätzlichen 600 Euro für einen nur wenig genutzten LLB, den Lade-/Liegeboden.
Die Kombination aus mutmaßlich geringer Nachfrage in Zusammenspiel mit der auf die gesamte Produktionszeit des T4 bezogene relativ kurze Phase der optionalen Ausstattungsvariante und dem »Abwrack-Wahnsinn« (dank der »Umweltprämie« als Bestandteil des Konjunkturpakets II in Deutschland) des Jahres 2009 macht einen T4 Caravelle mit Lade-/Liegeboden durchaus zu einer Rarität.
Zusammengefasst abschließend noch ein paar Daten beziehungsweise die Unterschiede zur bekannten 3er-Sitzbank im T4 Caravelle:
- 2 Gasdruckdämpfer unterstützen die Wickelfunktion (und halten die Bank dort) Die ist ja durch den LLB ca. doppelt so schwer
- 2 Lagerböcke an den Seiten, wo das Kofferraumteil dran ist.
- 2 Pinnen, welche gegen die Lagerböcke drücken, so dass der Boden auch bei belastung Plan bleibt und nicht wegen dem Sitzpolster nachgibt
- auf der Rückbank ist ein weiteres Brett festgeschraubt, den dem mit Klavierbandscharnier verbunden das dritte Element darstellt.