
Deeplink Tipps & Tricks: Kupplung an einem VW T4 wechseln
Auf dieser Seite befindet sich eine kleine und ein wenig
laihenhafte Anleitung für den Kupplungswechsel.
Durchgeführt wurde sie an meinem VW T4 2.5l TDI mit der
102-PS-Maschine (Motorkennbuchstabe ACV).
Als »laienhaft« beschreibe ich diese Anleitung, da ich
selbst kein gelernter Automechaniker sondern Orgelbauer
bin. Eventuell macht dies die Anleitung ja sogar noch ein
wenig verständlicher? Jenenfalls habe ich den Wechsel der
Kupplung als eingefleischter Hondafahrer im »VW-Neuland«
erfolgreich durchführen können.
Mit einer Hebebühne und ein paar Werkzeugen, einer
gewissenhaftem nicht gehetzten Durchführung und zwei
zusätzlichen helfenden Händen von einem Freund ist die
ganze Geschichte eine wie ich finde lehrreiche und
interessannte Angelegenheit.
Vermutlich interessiert den willigen Schrauber wie viel
Zeit man für so einen Kupplungswechsel einkalkulieren
sollte. Mit der Herstellerangabe von VW in Form von 5,6
Stunden für den Kupplungswechsel klar zu kommen ist es
als Laie ohne Spezialwerkzeug und aufschlussreichem VW
Leitfaden meiner Meinung nach nicht möglich. Der
Kupplungswechsel in einem Tag ist daher eher
unwahrscheinlich. Dies nur als Anmerkung um eine
gehetzte, gestresste Aktion zu vermeiden. Aber: Nicht
gleich vollständig den den Wind aus den Segeln nehmen
lassen. Man sollte zu Zweit schon so etwa 12 Stunden
einplanen – zumindest wenn man kein gelernter
Automechaniker sondern eher Gelegenheitsschrauber ist.

Bildautor: [ccb]
Der Anlass für den Wechsel ist auf den folgenden drei
Bildern zu sehen.
Die Druckplatte war vollständig gerissen. Das Schwungrad
war an mehreren Stellen angerissen. Die Kupplungsscheibe
stark verschlissen.
Der VW T4 war somit nicht mehr fahrtüchtig.

Bildautor: [ccb]

Bildautor: [ccb]
Nun aber endlich zur Anleitung. Ich hoffe eine gut
verständliche Anleitung inklusive der während der
Arbeiten gemachten Fotos geschrieben zu haben.
Die beigefügten Bilder sind mit einem Mobiltelefon
aufgenommen worden, daher nicht immer ganz optimal. Aber
das Wichtigste ist meiner Meinung nach gut zu erkennen
und unterstützt die Schritt für Schritt geordneten
Arbeitsschritte.
Benötigtes Werkzeug beziehungsweise Hilfswerkzeug
- Hebebühne
- Kompressor
- Satz Gabel/ Ringschlüssel
- 1 Satz Inbusschlüssel (Innensechskant)
- einen gut sortierten Ratschenkasten bis Größe 27
- Torx S2 T55 (Antriebswellen sind eigentlich Vielzahn)
- Vielzahn M6 (Druckplatte)
- Kupplungszentrierer (oder sehr gutes Augenmaß)
- Schraubenziehersatz Schlitz und Kreuz
- Rohrzange
- Zangensortiment Kombi/Spitz/Seitenschneider
- Getriebehalter min. 300 Kg
- Einhandzwinge Pressen/Drücken
- Entlüftungsgerät für Hydraulik (vorteilhaft)
- Traggelenkausdrücker (kein »Muss«)
- Großer Hammer
- verstellbare Haltestange (z.B. Powerfix aus dem Trockenbau)
- Kuhfuss
- Montiereisen
- Abstandshalter (Wartungsposition Kühler)
- Montagekeil (Auspuffeinbau)
- 4 Hände
- Optional 2 Schachteln Zigaretten (je nach Konsum auch mehr oder weniger) sowie
- einen Kasten Bier (für den Feierabend)
Benötigte Materialien
- Kupplungsscheibe / Druckplatte / Zentralausdrücker / Ausrücklager
- Bremsflüssigkeit (min. 1/4 Liter, evtl. gleich komplett wechseln)
- MoS2 Langzeitfett (Antriebswellengelenke)
- Bremsenreiniger
Vorarbeiten im Motorraum
Als erster Schritt müssen im Motorraum einige Dinge erledigt werden. Nachdem die Batterieabdeckung demontiert wurde, kann die Batterie abgeklemmt werden. Zuerst die Masseverbindung trennen, dann den Pluspol.Bei meinem TDI sind die Stecker und Schläuche vom Ladeluftkühler zu lösen gewesen, da dieser demontiert werden muss.
Ladeluftküler und die untere Halterung sind anschließend ausbauen. Danach kann die Fahrzeugfront in die sogenannte »Wartungsposition« gebracht werden.

Bildautor: [ccb]

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Der Kühlergrill lässt sich einfach durch das Entfernen von drei Schrauben demontieren. Eine der drei Schrauben versteckt sich dabei im VW-Zeichen.
Nun den Kühler an den beiden zwei Schrauben lösen und nach vorne klappen. Damit ich mir keine Gedanken machen muss wie fest er ist, habe ich mir zwei Abstandshalter angefertigt um den Kühler in dieser Position halten zu können.

Bildautor: [ccb]

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Nach dem Lösen der beiden Schrauben habe ich die beiden Abstandahalter eingesetzt und mit je zwei Schrauben den Kühler locker damit befestigt. Fest genug das er in der Wartungsposition bleibt, aber nicht erneut festgeschraubt.
Anschließend kann der Getriebehalter abgeschraubt werden, welcher sich links von der der Batterie befindet. Nun noch den Stecker vom Schaltgestänge lösen und es kann mit den Vorarbeiten unter dem Fahrzeug weitergehen.

Bildautor: [ccb]

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Vorarbeiten unter dem Fahrzeug
Zunächst müssen die vorderen beiden Räder sowie die Wanne unter dem Motor abgenommen werden. Dann ist der Weg frei für das Lösen der Antriebswellen.Beim Lösen der Antriebswellen können die Schrauben drin bleiben, sie müssen nicht vollständig entfernt werden. Benötigtes Werkzeug für diesen Schritt: Torx S2 T55.
Als nächster Schritt müssen unteren Traggelenke auf beiden Seiten gelöst werden. Dies kann mit einem Schlagschrauber und einer 24er Nuss bewerkstelligt werden.

Bildautor: [ccb]

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Die nächsten Schritte sind das Entfernen der Zentralschraube der Antriebswelle (27er Nuss) sowie der Abbau des Stoßdämpfers und Stabilisators (21er Nuss).
Anschließend kann die Antriebswelle links ausgebaut werden.
An der rechten Seite werden nun Lager beziehungsweise Halter der Antriebswelle entfernt (13er Nuss). Das Kabel des Anlassers ist nun auszustecken, die Halterung dafür muss mit einer 13er Nuss gelöst werden.

Bildautor: [ccb]

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Der Anlasser selbst ist mit drei Schrauben fixiert. Diese müssen mit einem 6er Inbus gelöst und herausgeschraubt werden.

Bildautor: [ccb]

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Der Stecker für den Drehzahlgeber befindet sich rechts am Ausgang des Antriebs am Getriebe und ist mit einer Gummikappe geschützt. Einfach den Stecker abziehen.
Die Hydaulikleitung ist nun am Ausgang des Bremsflüssigkeitsbehälter abzuquetschen. Dabei natürlich die Leitung selbst nicht beschädigen. Danach kann der Verbinder der Hydraulik abgezogen werden. Die »Spange« einfach mit einem Schraubenzieher raushebeln dann ziehen.

Bildautor: [ccb]

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Der Bouwdenzug des Rückwärtsgangs ist abzuklemmen, hierfür die Plastikklammer abziehen dann einfach aushängen.

Bildautor: [ccb]

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Nun die Klammern der Auspuffschellen lösen. Dabei mit einem großem Schraubenzieher hebeln. Achtung: Die Klammern sind aus Felderstahl und stehen unter Spannung!
Danach alle gut zugänglichen Schrauben links und rechts vom Getriebe lösen und vollständig herausschrauben. An der drehmomentstütze des Getriebes ist nun noch der Querträger abzuschrauben (21er und 18er Nuss), danach kann der Motor bewegt werden beziehungsweise beginnt zu wackeln.

Bildautor: [ccb]

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Getriebe und Kupplung ausbauen

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Nun die Zwinge zwischen Querträger und Ölwanne setzen. Mit der Zwinge wird anschließend der Motor beim ablassen nach vorne gedrückt beziehungsweise gezogen.
Jetzt können die noch verbliebenen Schrauben am Getriebe entfernt werden. Wenn alle Schrauben entfernt sind, kann das Montiereisen angesetzt und das Getriebe damit angehebelt werden. Beim ersten Versuch wird es sicherlich »etwas streng« gehen, aber das ist normal.
Nun kann auch schon das Getriebe herausgenommen werden. Die alte Druckplatte wird nun als nächstes mit dem Aussenvielzahn (M6) abgeschraubt und kann anschließend abgenommen werden.

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Sind diese Arbeitsschritte abgearbeitet können alle Schrauben angezogen werden. Im Anschluss daran ist der Zentralausdrücker abzuschrauben (10er Nuss sowie 22er Gabelschlüssel werden benötigt) und durch den neuen Zentralausdrücker zu ersetzen.
Getriebe und Kupplung wieder einbauen
Somit ist der Tausch der relevanten Bauteile abgeschlossen und der Kupplungswechsel ansich vollzogen. Nun muss wieder alles in umgekehrter Reihenfolge zusammen- beziehungsweise eingebaut werden.Kupplung entlüften
Nachdem alles montiert ist muss die Kupplung noch entlüftet werden. Mit dem dafür vorgesehenen Gerät muss dieser Schritt vor Inbetriebnahme des Fahrzeuges durchgeführt werden.
Bildautor: [ccb]

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Abschließende »Arbeiten«
Nach dem gelungenen Wechsel folgt natürlich eine Probefahrt bei welcher die Kupplung vorsitig eingefahren wird.Im Anschluss daran kann man sich ein optional vorhandenes Bier öffnen, sich zurücklehnen und mit seiner Arbeit zufrieden sein.

Und nebenbei freut man sich vermutlich, dass man sich durch das DIYS viele Euro gespart hat.

Und immer drann denken: Arbeitssicherheit geht vor! Mit 'nem kaputten Kopf nutzt Euch die neue Kupplung nix. Daher das optionale Bier lieber erst zum Schluss trinken. Immer schön in Ruhe Schritt für Schritt. Und immer alle angezogenen Schrauben nochmals kontrolieren. Also viel Spass und ein gutes Gelingen.
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Text- und Bildautor: »ChrisCB8«Spezielle Anfragen zur Anleitung kann der Websitebetreiber leider nicht beantworten. Der Besitzer des Fahrzeugs hat keine Veröffentlichung seiner E-Mailadresse gewünscht, sein Profil in einem Forum ist jedoch verlinkt.
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Anmerkung: Text mit Korrekturen von Peter K., Dezember 2020 (Innensechskant, Batterie korrekt abklemmen).